Preisträgerfilme 2020/21

anthropocene

2:30 min, Experimentalfilm

Ein Film von Moritz Schuchmann und Max Gausepohl

anthropocene erforscht die Auswirkungen des globalen Industriekapitalismus. Die internationale Hafenstadt Hamburg steht hier beispielhaft für Massenkonsum, Umweltverschmutzung, Gentrifizierung und Ausbeutung. Durch die sequentielle Animation von Satellitenaufnahmen der Stadt wird das Ausmaß der menschlichen Einmischungen in die natürlichen Ökosysteme radikal dargestellt. Sich wiederholende Sequenzen in Bild und Ton symbolisieren die vermeintliche Unaufhaltsamkeit der globalen Maschinerie sowie den Verlust jeglicher Individualität in der Massenproduktion.

 

Jury-Begründungen von Dario Aguirre, Marcel Wicker, Britta Schmeis

„anthropocene“ zeigt uns die Hansestadt Hamburg von oben. Aber wir sehen keine Luftaufnahmen von schönen, unberührten Landschaften, wie wir sie aus Naturfilmen kennen. Stattdessen sehen wir Satellitenbilder von Formen, Strukturen und Systemen, die allesamt von Menschen gemacht sind: Landebahnen, Industriehäfen, Schienensysteme. Durch die sequenzielle Animation der Bilder und das spannende Sound Design entsteht eine soghafte Wirkung, die genauso unaufhaltsam scheint, wie Umweltverschmutzung, Massenkonsum und Ausbeutung. Und so wird ganz unmittelbar spürbar, wie groß das Ausmaß menschlicher Eingriffe in die Natur wirklich ist. Das macht „anthropocene“ zu einem gleichermaßen künstlerischen wie auch gesellschaftspolitischen Beitrag, der durch seinen experimentellen Charakter aus dem diesjährigen Programm heraussticht.

 

 

Tiere im Urlaub 

2 min, Animationsfilm

Ein Film von Rahel, Marie, Lotte, Thessa und Lou der Theodor-Haubach-Schule.

Der Film ist im Rahmen einer Projektwoche der Kurzfilmschule Hamburg entstanden.

Kleine Knettiere fahren gemeinsam in den Urlaub und treffen auf einen Bären. Erst sind sie sehr verängstigt und laufen vor ihm weg, doch als bei einer Bootstour dann das  Krokodil auftaucht und einen von ihnen bedroht, kommt ihnen der Bär zu Hilfe.

 

Jury-Begründungen von Dario Aguirre, Marcel Wicker, Britta Schmeis

Mit kindlicher Kreativität und künstlerischen Mitteln ihres Alltages erzählen die Schülerinnen und Schüler der 2c der Theodor-Haubach-Schule in „Tiere im Urlaub“ eine Geschichten von Freundschaft, Mut und der Überwindung von Vorurteilen. Ihre Figuren formen sie aus Knetmasse, die Kulissen haben sie mit Buntstiften gemalt, ein simples Boot aus Holz gebastelt und die Geräusche erzeugen sie mit ihren eigenen Stimmen. In knapp zwei Minuten gelingt ihnen damit ein ebenso liebevoller wie erfindungsreicher Kurzfilm, der mit einfachen Mitteln so viel so eindringlich erzählt.

 

 

Wie man richtig küsst?

9:30 min, Ratgeber-Dokuspiel

Ein Film von Paul, Paulina, Lilly, Jan, Julika, Elaya, Kian, Linus und Alicia im Rahmen von Jugendfilm e.V.

Wie läuft das eigentlich mit dem Küssen? Wann ist der richtige Moment? Mit Zunge oder lieber erst mal ohne? Können beim Küssen Krankheiten übertragen werden? Experten und Passanten geben Tipps und Einblicke…

 

Jury-Begründungen von Dario Aguirre, Marcel Wicker, Britta Schmeis

Was für eine Vielfalt an erzählerischen Formen! Sie selbst nennen ihren Zehnminüter schlicht ein Video. Tatsächlich ist „Wie man richtig küsst?“ von einer Gruppe von Jugendlichen ein ungewöhnlicher Mix aus Straßeninterviews, Expertenstatements und einer Visualisierung abstrakter Begriffe. Gefühle wie Liebe, Vertrauen, Zeit und Kribbeln im Bauch verstehen sie mit kleinen Gesten und ausdrucksstarker Mimik darzustellen. Küssen, ein Thema, zu dem jeder etwas zu erzählen hat. Die Jugendlichen entlocken den PassantInnen aller Altersklassen ehrliche und oft sehr witzige Kommentare, dokumentieren diese journalistisch geschickt und künstlerisch kreativ. Chapeau!

 

#antihollywood

16 min, Dokumentation

Ein Film von Aleksandra Neubauer, Anna-Sophia Müller, Jannes Leuner und dem #aHTeam

Eine Dokumentation über die Liebe und den Druck, einen Partner oder eine Partnerin zu finden. Gibt es für jeden Topf einen Deckel? Kann man alleine glücklich werden? Wie lernen sich Menschen heute kennen und wie funktionierte es in den Generationen vor Tinder und Co?

 

Jury-Begründungen von Dario Aguirre, Marcel Wicker, Britta Schmeis

Es braucht eine gewisse Reife und emotionale Distanz, um sich mit den eigenen Eltern und sich selbst ernsthaft zu beschäftigen. In einem Alter, in dem man in der Regel versucht, sich von ihnen zu entfernen, um seinen eigenen Weg zu finden, wagt „#antihollywood“ die Annäherung und findet ein Thema, das drei Generationen in tiefe Gespräche über das Schicksal verwickelt. Dabei geht es um viel mehr als nur Beziehungen und Liebe. Der Film fragt danach, woher wir kommen. Man spürt den ehrlichen Drang einer Generation, sich durch eigene Bilder emotional zu orientieren. Ein legitimer Impuls und eine gelungene Annäherung an Dinge, die uns ganz nah sind. Mit einem wunderbaren Nebeneffekt: „antihollywood“ ist eine Einladung, achtsam zu zuhören. Eine Fähigkeit, die in unserer schnelllebigen lauten Zeit, zu oft in den Hintergrund rückt.